Davor Cesljar
12. April 2019

Agile SAP C/4HANA-Einführung

Die agile Implementierung ist in vielen Bereichen der IT inzwischen fast Standard. In den Salesforce-Projekten unseres Unternehmens oder im Management unserer Produkte wird schon lange auf agile Methoden zur Implementierung gesetzt. Mit Erfolg.

Dennoch ist, obwohl agile Methoden schon fast durch neue Methoden wie DevOps abgelöst werden, Agilität in der Implementierung weiterhin ein noch unerfüllter Traum vieler unserer Kunden. Als Berater, der sich auf Einführungsprojekte spezialisiert hat, erlebe ich es oft, dass agile Methoden nach wie vor komplettes Neuland für viele Unternehmen darstellen.

Aber was ist das überhaupt und warum nützt es uns auch für den Bereich SAP C/4HANA? Was haben wir davon, von unseren bewährten Standardmethoden abzuweichen und was sind die Vor- und Nachteile in Hinblick auf Ihr C/4HANA-Projekt?

Wie funktionieren agile Implementierungen?

Spricht man von agilen Methoden zur Implementierung, spricht man meistens von Scrum. Scrum ist wohl die bewährteste Methode und glänzt einerseits durch sein leichtes Regelwerk, aber auch durch die Tiefe, die dieses Regelwerk bietet: Easy to learn – hard to master!

Komplexität verringern und Flexibilität stärken

Dabei setzt Scrum vor allem auf Werte wie Mut, Fokussierung, Verbindlichkeit, Respekt und Offenheit. Zentraler Dreh- und Angelpunkt der Methodik ist der sogenannte Sprint.

Die Idee dahinter ist, dass ein Implementierungsvorhaben nicht in einer ausgedehnten Konzeptionsphase bis auf Feldebene runtergeplant und dann in einem Rutsch implementiert wird. Vielmehr soll die Planung flexibel bleiben und die Implementierung in kleinere Stückchen (Sprints) aufgebrochen werden, um Komplexität zu verringern und eine stärkere Flexibilität bei der Planung zu erhalten.

Sprints

So wird jeder Sprint am Anfang zusammen mit dem Kunden geplant.

Das Entwicklerteam bestimmt dabei, WIE VIEL in einem Sprint gemacht wird, während der Kunde bestimmt, WAS mit welcher Priorität in einem Sprint übernommen wird. Das Entwicklerteam gibt bei dieser Planung das Versprechen ab, am Ende des Sprints die geplanten Funktionen und Features auf jeden Fall fertig und nutzbar implementiert zu haben.

Der Kunde kann auf diese Art und Weise jeden Sprint mit beeinflussen und wichtige Themen vorziehen, während er plötzlich unwichtig gewordene Themen nicht mehr berücksichtigen muss.

Agile SAP-C/4HANA-Einführung

Ziel ist es, am Ende eines Sprints fertige und deploy-fähige Funktionen und Features implementiert und abgenommen zu haben. Wie das Entwicklerteam dies schafft, ist ihm selbst überlassen.

Das Team organisiert sich dabei selbstständig und legt Rollen und Verantwortlichkeiten fest. Nur so ist es ihm möglich, ein Versprechen bei der Planung des Sprints zur Erfüllung der Sprint-Ziele abzugeben.

Warum sollte ein CRM-System, wie SAP C/4HANA, agil implementiert werden?

Ein neues System, wie SAP C/4HANA, in einer Hype-Phase jetzt einzuführen, ist etwas anderes, als ein weiteres SAP-Modul oder eine neue SAP Transaktion zu implementieren, wenn man SAP schon seit 30 Jahren im Einsatz hat. Sowohl die IT als auch die Fachbereiche kennen das neue System noch nicht sehr gut und werden in den nächsten Monaten viel dazulernen.

Benutzt man statt eines agilen Ansatzes starre Wasserfallmodelle, riskiert man, dass dieses „Dazulernen“ dem Projekt nicht hilft, sondern schadet. Durch agile Methoden ist die Planung Ihrer C/4HANA-Einführung flexibler und Ihr Feedback als Kunde oder das Ihrer zukünftigen Benutzer kann viel einfacher und ohne Streit über Verantwortlichkeiten in die Planung zukünftiger Sprints übernommen werden.

Das bedeutet nicht, dass das Team machen kann, was es will. Anforderungen müssen auf ein bestimmtes Qualitätsniveau gebracht werden, bevor diese von einem Entwickler übernommen werden können.

Ein geplanter und gestarteter Sprint kann nur in Ausnahmefällen nachträglich geändert werden. Der Status „abgeschlossen“ einer Anforderung wird mit dem Kunden genau definiert und fertig entwickelte Anforderungen werden an dieser Definition gemessen. Es gibt wenige, aber dafür sehr genaue Regeln, die dafür sorgen, dass trotz großer Flexibilität am Ende eine ordentliche C/4HANA-Einführung entsteht.

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Was sind die Vor- und Nachteile agiler Implementierungen?

Insgesamt erhält man die neue Flexibilität leider nicht kostenfrei. Es gibt einige Vor- und Nachteile dieser Methode. Die wichtigsten sind meiner Meinung nach:

  • Scrum und agile Methoden erfordern weit mehr Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten als klassische Modelle. Da jeder Sprint neu geplant, getestet und gereviewed wird, ist mehr Kommunikation notwendig – allerdings mit dem Vorteil, dass durch die Einbeziehung des Feedbacks und durch die Entscheidungen des DEV-Teams (Development-Team) höhere Qualität geliefert wird.
  • Agile Methoden wie SCRUM, fordern das DEVTeam zwar sehr stark aber erhöhen auch die Motivation. Alle zwei oder drei Wochen lauffähige und fertige Ergebnisse zu liefern, ist für den Entwickler dauerhaft anstrengend. Es gibt in so kurzen Phasen kaum Möglichkeit zur Pause. Allerdings gibt es für den Entwickler kaum ein befriedigenderes Ereignis, als dem Kunden nach einem zweiwöchigen Sprint 20 neue Funktionen und Features fertig präsentieren zu können.
  • Projekte werden aufgrund der Flexibilität etwas schwerer planbar, auch in Hinsicht auf das Budget. Dafür verringern sich die „bösen Überraschungen“ und Missverständnisse enorm. Einerseits ist dem Kunden jederzeit transparent, an welchen Themen gerade gearbeitet wird. Er erhält ein abnehmbares Ergebnis spätestens nach 2 Wochen statt nach mehreren Monaten. So haben alle Beteiligten viel mehr Zeit, Missverständnisse aus dem Weg zu schaffen oder zu korrigieren.

Fazit

Wie oft haben Sie schon klassische Projekte gemacht und waren am Ende positiv oder negativ überrascht von dem, was geliefert wurde?

Das passiert selbst mit den ausgedehntesten Analysephasen. Gerade eine C/4HANA-Einführung sollte nicht so eine Überraschung werden. Aufgrund des Change Managements empfiehlt es sich, zukünftige Benutzer an der Entwicklung teilhaben und deren Feedback mit einfließen zu lassen.

Sie und Ihr Team werden im Laufe des Projektes dazulernen und mit der richtigen Implementierungsmethode verringern Sie die Chance auf „böse Überraschungen“, stärken das Change Management und bekommen am Ende tatsächlich die SAP-C/4HANA-Installation, die Sie wollen und brauchen!

Davor Cesljar

Davor Cesljar

Mein Name ist Davor Cesljar und ich bin Experte rund um das Thema CRM und Digitalisierung der Customer Experience. Als Fachbereichsleiter von Customer First berate ich Unternehmen – vom Start-Up bis zum Konzern – strategisch auf diesem Gebiet und verbinde dabei meine fachliche Expertise im Bereich CX mit individuellen Kundenanforderungen.

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